Maisdirektsaat halbiert Treibhausgasemissionen
Zweijährige Messungen ergaben 57 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als bei der klassischen Pflugsaat - Die Erträge waren vergleichbar - Eine angepasste Fruchtfolge mit Kleegrasjahren ist laut Kieler Wissenschaftler zum Erhalt des Humusgehalts im Boden "zwingend erforderlich" - Taube: Entwicklung von Alternativwirkstoffen zum Herbizid Glyphosat notwendig.
Die Maisdirektsaat kann die Treibhausgasemissionen je Hektar mehr als halbieren und damit den Bodenkohlenstoff länger stabilisieren. Das ist das Ergebnis eines fünfjährigen Dauerversuchs, bei dem Wissenschaftler der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) die CO2-Emissionen aus Böden, in die Mais mittels Direktsaat eingesät wurde, mit denen verglichen, die vor der Aussaat gepflügt wurden.
Gefördert wurde der Versuch laut Hochschulangaben von der Stiftung S-H Landschaft; die Ergebnisse veröffentlichte die Arbeitsgruppe Grünland und Futterbau/Ökologischer Landbau um Prof. Friedhelm Taube in den Fachzeitschriften "European Journal of Agronomy" und "Soil and Tillage Research". Zu den Ergebnissen der Forscher berichtete die CAU, dass die Erträge in beiden Anbausystemen vergleichbar und bei ausreichender Nährstoffversorgung ohne Unterschiede gewesen seien. Die Bodenwassergehalte hätten im Jahresverlauf eine höhere Stabilität bei der Maisdirektsaatvariante gezeigt, was auf die bessere Bodenstruktur im Vergleich zur Pflugvariante zurückzuführen sei.
Bei einer in Zukunft höheren Wahrscheinlichkeit für unzureichende Niederschläge während der Vegetationsperiode in Schleswig-Holstein sei das Direktsaatverfahren eine Möglichkeit, auf den Klimawandel zu reagieren. Nach zweijährigen Messungen seien bei der Maisdirektsaat 57 % weniger Treibhausgasemissionen gemessen worden als bei der Pflugsaat.
Der größte Teil der gemessenen Treibhausgasemissionen habe aus dem Abbau des Bodenkohlenstoffs gestammt, führte die Hochschule weiter aus. Durch die klassische Bodenbearbeitung mit dem Pflug sei es zu höheren CO2-Emissionen durch den verstärkten Abbau der organischen Substanz im Boden in den ersten zwei Jahren gekommen. Der Bodenkohlenstoff in der Direktsaatvariante habe nach zwei Jahren ebenfalls eine Abnahme gezeigt, allerdings auf einem geringeren Niveau. Modellierungen zeigten jedoch, dass der wiederkehrende Anbau von Mais auch beim Einsatz von Direktsaatverfahren die Kohlenstoffmengen im Boden langfristig verringere. Um den Humusgehalt des Bodens auf einem stabilen Niveau zu halten, sei eine angepasste Fruchtfolge mit Kleegrasjahren somit "zwingend erforderlich", stellten die Wissenschaftler fest. Langfristig ergebe sich so zwar kein Vorteil gegenüber dem Dauergrünland, da hier Kohlenstoff für mindestens 20 Jahre im Boden gebunden werden könne; allerdings resultiere hieraus auch keine weitere Abnahme.
Für den wissenschaftlichen Projektkoordinator der Arbeitsgruppe, Dr. Thorsten Reinsch, belegen die Ergebnisse, dass es vielversprechende Direktsaatoptionen gibt. Mit der Kombination von mehrjährigem Ackergras oder Ackerkleegras und der eingeschobenen Ackernutzung mit Mais oder anderen Kulturen könne eine hohe Bodenhumusspeicherung erreicht werden. Das nahende Verbot des Herbizidwirkstoffs Glyphosat schwächt den Forschern zufolge jedoch den Einsatz der Direktsaat in Wechselgrünlandsystemen, da eine nicht-chemische Abtötung der Grasnarbe ohne Bodenbearbeitung nur schwer möglich ist. Taube mahnte vor diesem Hintergrund die Entwicklung von Alternativwirkstoffen zu Glyphosat als geboten an, um der Landwirtschaft in Deutschland eine ausreichende Bandbreite an Anpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen zu erhalten. AgE